CO₂-Tracking: Ein Schritt-für-Schritt Leitfaden für KMU

Warum auch kleinere Betriebe ihre CO₂-Daten kennen sollten

In den kommenden Jahren wird der CO₂-Preis weiter steigen, was direkte Auswirkungen auf die Betriebskosten von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) haben wird. Unternehmen, die ihre CO₂-Emissionen frühzeitig erfassen und reduzieren, können nicht nur steigenden Kosten entgegenwirken, sondern sich auch langfristige Wettbewerbsvorteile sichern.

Zudem fordern immer mehr Kunden, Geschäftspartner und Investoren transparente Nachhaltigkeitsberichte gemäß der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und klimafreundliche Geschäftsmodelle. Durch eine systematische Erfassung der CO₂-Daten können KMU Einsparpotenziale identifizieren, gezielt Maßnahmen zur Emissionsreduktion umsetzen und so ihre Kosten senken. Zudem stärkt eine klimafreundliche Unternehmensführung das Image und eröffnet neue Marktzugänge, insbesondere im B2B-Bereich.

Dieser Leitfaden zeigt praxisnah, wie KMU ihre wichtigsten CO₂-Datenquellen erfassen und erste Schritte zur Klimabilanzierung unternehmen können – von Energieverbrauch und Fuhrpark bis hin zu Lieferketten und Abfallmanagement. Wer jetzt handelt, sichert sich finanzielle und strategische Vorteile in einem zunehmend CO₂-regulierten Markt.


Der Energieverbrauch ist in vielen Branchen ein wesentlicher Faktor. Foto: Pixabay

Von Energie bis Abfall: CO₂-Daten effizient erfassen und nutzen

1. Energieverbrauch über Zählerstände und Rechnungen
  • Strom: Monatliche beziehungsweise quartalsweise Ablesung des Zählerstands oder Übernahme der Daten aus der Stromrechnung.
  • Heizung (Gas, Öl): Verbrauchsdaten aus Tankfüllungen, Lieferbelegen oder Heizungszählern (falls vorhanden).

» Praxis-Tipp: Oft bieten Energieversorger Online-Portale, wo sich tagesaktuelle oder monatliche Verbräuche einsehen lassen. Diese Daten können in einer Excel-Tabelle oder einem einfachen Cloud-Tool erfasst werden. Intelligente Stromzähler (Smart Meter) messen und übermitteln den Stromverbrauch in Echtzeit oder kurzen Intervallen und ermöglichen so eine detaillierte Online-Analyse

2. Kraftstoffverbrauch im Fuhrpark
  • Fahrzeugbezogene Belege (Tankquittungen, Abrechnungen der Tankkarten) sammeln.
  • Kilometerstände oder gefahrene Kilometer direkt in einer (digitalen) Fahrtenbuch-Software erfassen.

» Praxis-Tipp: Viele Telematik-Systeme bieten bereits Exportfunktionen für Daten (zum Beispiel Kraftstoffverbrauch). Für Firmen ohne Telematik genügt oft ein monatlicher Sammel-Excel-Sheet.

3. Pendler- und Dienstreisen
  • Anzahl der Pendler, durchschnittliche Distanz und Verkehrsmittel (Auto, ÖPNV, Fahrrad) schätzen oder in einer kurzen Mitarbeiterumfrage erfassen.
  • Dienstreisen: Reisedaten (Strecke, Verkehrsmittel, Anzahl der Personen) in der Reisekostenabrechnung miterfassen.

» Praxis-Tipp: Kleinere Unternehmen können einmal pro Jahr eine interne Abfrage starten und daraus einen groben Wert für Emissionen im Bereich Mobilität berechnen.

4. Materialeinkauf und Lieferketten
  • Grundlegende Mengenangaben (Gewicht, Anzahl, Volumen) der zugekauften Materialien.
  • Lieferdistanzen oder Transportarten (Straße, Schiene, Luftfracht) können zusammen mit den Lieferanten abgestimmt werden.

» Praxis-Tipp: Im Einkauf beziehungsweise in der Warenwirtschaft sind in der Regel Mengendaten hinterlegt. Für den CO₂-Fußabdruck können entsprechende Emissionsfaktoren (zum Beispiel aus öffentlichen Datenbanken wie ecoinvent oder vom Umweltbundesamt) hinzugerechnet werden.

5. Transport und Logistik
  • Pakete und Sendungen pro Monat oder Woche in einem Versandprotokoll erfassen.
  • Transportweg und Gewicht jedes Pakets (zum Beispiel DPD, DHL, UPS haben häufig CO₂-Berechnungsansätze in ihren Portalen).

» Praxis-Tipp: Viele Logistikanbieter stellen in ihren Kundenportalen bereits Daten zu den (geschätzten) Emissionen bereit. Diese können direkt exportiert und genutzt werden.

6. Abfallmengen und Entsorgung
  • Gewicht oder Volumen der Abfälle (Restmüll, Papier, Kunststoff und weitere) über Entsorgungsnachweise vom Dienstleister.

» Praxis-Tipp: Entsorgungsunternehmen stellen häufig Abrechnungen mit Angaben zu Tonnen oder Kubikmetern bereit, die sich einfach in Excel übertragen lassen.

7. Wasserverbrauch
  • Zählerstände (Frischwasser und gegebenenfalls Abwasser) notieren beziehungsweise aus Jahresabrechnungen übernehmen.
  • Zwar sind Wasserverbrauchs-Emissionen oft geringer, können aber bei gewissen Branchen (zum Beispiel Lebensmittelindustrie) durchaus relevant sein.

Zur manuellen Erfassung der oben genannten Daten in Tabellenform können einfache Tools und Plattformen (zum Beispiel Excel oder Google Sheets) genutzt werden. Auch kostenfreie Kalkulationshilfen können hilfreich sein. So stellen manche Verbände, Institutionen oder Initiativen (zum Beispiel IHK, Handwerkskammern, Klimaschutz-Netzwerke) einfache CO₂-Rechner als Excel-Tool zur Verfügung. Darüber hinaus bieten Web-Portale (zum Beispiel ClimatePartner, myclimate oder andere) Einstiegslösungen für KMU an, um Daten direkt online zu erfassen.

Mit dem richtigen Vorgehen zum Erfolg

1. Schrittweise Einführung: Fangen Sie mit den größten Emissionsquellen an (zum Beispiel Energie, Fuhrpark) und erweitern Sie die Datenerfassung Schritt für Schritt. So bleibt die Komplexität überschaubar.

2. Regelmäßige Aktualisierung: Ideal ist eine monatliche oder zumindest quartalsweise Zusammenstellung der Daten, damit man Veränderungen schnell erkennen kann.

3. Klare Zuständigkeiten: Legen Sie fest, wer für welche Datenerhebung verantwortlich ist (zum Beispiel Buchhaltung für Rechnungen, Lager für Materialeingänge, Fuhrparkverwaltung für Kraftstoff).

4. Einheitliche Emissionsfaktoren: Benutzen Sie möglichst konsistente und anerkannte Emissionsfaktoren (zum Beispiel aus GHG Protocol, Umweltbundesamt, ecoinvent). So sind Ihre Berechnungen vergleichbar und nachvollziehbar.

5. Dokumentation und Qualitätssicherung: Behalten Sie die Quellen (Rechnungen, Zählerstände, Lieferantenauskünfte) und Berechnungswege bei. Bei Bedarf können Sie diese an Partner, Kunden oder Zertifizierer weitergeben.

Fazit: Zukunftssicherung durch digitale CO₂-Erfassung

Für KMU wird die systematische Erfassung und Reduzierung von CO₂-Emissionen zunehmend zum Wettbewerbsfaktor. Steigende CO₂-Preise und strengere regulatorische Anforderungen machen es notwendig, frühzeitig eine klare Datengrundlage zu schaffen, um Kostensteigerungen zu vermeiden und wirtschaftlich nachhaltiger zu agieren.

Kontinuierlichen Optimierungsprozess aufsetzen

Die Digitalisierung spielt dabei eine Schlüsselrolle: Durch den Einsatz digitaler Tools und automatisierter Datenerfassung erhalten Unternehmen in Echtzeit einen genaueren Einblick in ihre Emissionswerte. So lassen sich potenzielle Schwachstellen rasch erkennen und gezielt Maßnahmen zur Reduzierung des CO₂-Ausstoßes einleiten. Dank automatischer Analysefunktionen werden mögliche und notwendige Einsparpotenziale deutlich, was zu einem kontinuierlichen Optimierungsprozess beiträgt – idealerweise im gesamten Wertschöpfungsprozess, von der Ressourcenbeschaffung über die Produktion bis hin zum Vertrieb.

Marktvorteile mit aktiv gemanagter Klimabilanz sichern

Dies führt nicht nur zu Einsparungen bei Energie, Kraftstoffen und Materialien, sondern verbessert auch die Positionierung im Markt. Kunden, Investoren und Geschäftspartner legen immer mehr Wert auf Nachhaltigkeit und Transparenz – Unternehmen, die ihre Klimabilanz aktiv managen, sichern sich so langfristige Marktvorteile. Wer jetzt mit einer strukturierten CO₂-Erfassung beginnt, kann frühzeitig Maßnahmen zur Reduktion umsetzen und sich auf zukünftige Umwelt- und Klimastandards vorbereiten. Damit werden nicht nur regulatorische Anforderungen erfüllt, sondern auch die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit gestärkt. KMU, die die Digitalisierung für ihr Nachhaltigkeitsmanagement nutzen, verschaffen sich einen klaren Vorsprung im Wettbewerb.

Güneş Geren

Güneş Geren

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